Die Deutsche Besetzung Hollands im 2. Weltkrieg

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politische und rassistische Verfolgung nach Deutscher Besetzung Hollands

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Die Haager Landkriegsordnung regelt nicht nur das Verhalten bzw. die erlaubten Kampfhandlungen der Kriegsgegner, sondern auch die Beziehung der neutralen Länder zu den Kriegsgegnern. Denn Sinn der Neutralität ist es ja, sich durch zwischenstaatliche Verhaltensregeln davor zu schützen, in die Kampfhandlungen hineingezogen zu werden.

Im 1. Weltkrieg hatte es Holland, bzw. die Niederlande mit diplomatischen Geschick erreicht, dass seine Neutralität während der gesamten Kriegszeit von den Kriegsgegnern respektiert wurde (holländisches Internierungslager Bergen). Der Angriff auf Frankreich nach dem bereits 1893 entwickelten Schlieffen-Plan sah in seiner Varianten ab1904 zwar den Durchmarsch durch Belgien unter Verletzung von dessen Neutralität vor, aber nicht, um dann nach Nordwest-Frankreich bis zur Küste vorzustoßen, sondern, um die in den Vogesen konzentrierte französische Armee in die Zange nehmen zu können. Das hatte so weit auch funktioniert. ((3-sprachiger belgischer Ausweis der deutschen Besatzungstruppe, Hinweis aus Stauts einer zu überwachenden Person) () ),


General Graf Schliefen


patriorische deutsche Zierdecke 'Andenken Belgien 1914 -1916' eines deutschen Besatzungssoldaten Belgiens


Allerdings geriet dann der anschließende Vormarsch der Deutschen Truppen vor Paris ins Stocken, während die englische und ab 1917 die amerikanische Armee ununterbrochen und ungehindert Soldaten und Material zur Unterstützung Frankreichs in die Häfen der Normandie einschifften.

Dies sah im 2. Weltkrieg anders aus.
Der Deutsche überfall auf Polen am 1.September 1939 führte zwei Tage später zur Kriegserklärung Groß-Britanniens, die Polen ihren militärischen Beistand zugesichert hatten. Frankreich hatte mit England ein Militärbündnis auf Gegenseitigkeit, so dass sich auch Frankreich mit Deutschland im Kriegszustand befand.
Groß-Britannien verlegt zwar Bodentruppen nach Frankreich, aber der Krieg zwischen Deutschland und England-Frankreich fand, von Luftangriffen beider Seiten abgesehen, vorerst nur auf See statt.
Am 1. Oktober 1939 kapituliert die polnische Armee. Unmittelbar danach begannen dort Zwangsumsiedlungen von jüdischen Polen in Getthos auf polnischem Gebiet. Auch fanden jetzt die ersten Deportationen von Juden aus dem Deutschen Reich (Österreich, Böhmen-Mähren und Deutschland) in diese Getthos statt (Dokumentengruppe Verfolgung von Juden in Österreich) . Ab 23. November 1940 mussten sich alle Juden in Polen durch einen gelben Stern, den sogenannten Judenstern oder Davidsstern, der sichtbar an der äußeren Kleidung getragen werden muss, kenntlich machen.

Generell sorgen Sondergesetze für eine totale Entrechtung der jüdischen Bürger, die letztlich zu Arbeitssklaven degradiert wurden und, wenn sie nicht genügend Ertrag mehr erwirtschaften konnten, nicht einmal mehr das Lebensrecht behielten.
Einem kleinen Teil gelang allerdings auch die Flucht in in die Länder, die nicht unter deutscher Kontrolle standen. Besonders beliebt war die Flucht nach Holland, das wegen seiner Neutralität als sicheres Land galt.(Tschechischer Ausweis einer Jüdin, ausgestellt unmittelbar nach deutscher Besetzung der Tschoslowakei am 11. Oktober 1938 in der noch arbeiteten tschechischen Botschaft in Den Haag. Von dort Weiterreise über Frankreich, Palästina zur holländischen Kolonie Batavia ) ()
Aber dieses mal respektierte die deutsche Armeeführung die holländische Neutralität nicht, sondern ließ die Wehrmacht am 10. Mai 1940 mit Beginn der West-Offensive in Belgien, Luxenburg und Holland einmarschieren, nachdem deutsche Fallschirmjäger in einem Überraschungsangriff zuvor alle strategischen Punkte besetzt hatten.
Schon 5 Tage später kapitulierte Holland und 2 Tage später Belgien. Gleichzeitig mit dem Angriff auf die Beneluxländer besetzte die Wehrmacht Frankreich vom Norden und Osten aus. Dabei konzentrierte sie nach den Erfahrungen des 1. Weltkrieges ihre Truppen vorerst auf den schnellen Vormarsch in den Norden Frankreichs, um Frankreich von der britischen Versorgung abzuschneiden.
Der Angriff verlief erfolgreich und die englischen Truppen zogen sich überstürzt zurück. Die Regierungen der besetzten Länder, flohen ins Exil nach London. Am 25. Juni 1940 kapituliert Frankreich.

Schon am 20. Mai 1940 begannen bereits die ersten Verhaftungen jüdischer Bürger der neu besetzten Gebieten. Wegen der hohen Integration der Juden innerhalb der Beneluxländer nahm man aber davon Abstand, in diesen Ländern selbst Konzentrationslager zu errichten, sondern transportierte die jüdischen Opfer quer durch Europa nach Auschwitz.

Dennoch bewirkte das brutale Vorgehen der deutschen Polizei und SS gegen jüdische Bürger eine Solidarisierung vieler Holländer mit den Opfern. Ende Februar 1941 kam es zu offenen und gewalttätigen Ausschreitungen (Dogger-Aufstand). Etwa 100 Holländer wurden verhaftet und als Aufrührer angeklagt. Die polizeiliche Registrierung der Holländer wurde sichergestellt ((Niederländischer Ausweis Oktober 1941, Überprüfung Mai 1942) () ).
Reichsinnenminister Herman Göring beauftragte darufhin SD-Chef Reinhard Heyderich, die Europäische Judenfrage durch Deportationen zu lösen. Ab dem 19. September 1941 mussten sich nach einer Verordnung vom 1. September alle Juden im Reichsgebiet mit dem 'Judenstern' zu erkennen geben. Die im Sterninneren geschriebene Bezeichnung 'Jude' wurde dabei in der jeweiligen Landessprache ausgeführt ( Judenstern für Deutsche, Aufschrift 'Jude', späte Ausführung () , großer Judenstern für Holland, Aufschrift 'Jood', mit Mantelrest () ). Es gab allerdings auch Judensterne ohne jede Inschrift und auch von Juden selbst gefertigte Stoffsterne. Hier der Stern für Kinderkleidung, der weniger als halb so groß ist wie der Stern für Erwachsene. ( Judenstern für Kinder, ohne Inschrift()
Durch die Pflicht zum Tragen des Judensterns wurden Verstöße gegen das Aufenthaltsverbot und das Kontaktverbot der 'arischen' Bevölkerung mit Juden sichtbar. Zudem erleichterte diese Anordnung überraschende Verhaftungen und Deportationen.
Am 20. Januar 1942 beschlossen die Reichsführer der SS und Polizei, des Ost- und Innenministeriums, des Justitzministeriums, des Auswärtigen Amtes und des Finanzministeriums unter Vorsitz des Sicherheitsdienstchefs Reinhard Heydrichs, Reichsprotector von Böhmen und Mähren, offiziell die bereits praktizierte 'Endlösung der Judenfrage'. Das bedeutete, die systematische Tötung der wegen körperlicher Auszehrung und aus Altersgründen 'unproduktiven' Juden. Nach darauf erfolgenden Sabotageakten in Holland und Frankreich lies der Deutsche Sicherheitsdienst am 3. Mai 1942 in beiden Ländern Geiseln erschießen.

Dennoch gewährten viele Holländer noch unter deutscher Besatzung verfolgten Juden Unterschlupf. Bekannt ist die Geschichte des Frankfurter Mädchens Anne Frank, deren Familie 1933 nach Amsterdam floh. Erst im September 1944 wurde das Versteck der Familie verraten, und Anne mit Ihren Eltern in das KZ Bergen-Belsen deportiert, wo sie wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers durch Brittische Streitkräfte ums Leben kam.

Ab Mai 1942 wurden im KZ Birkenau die ersten planmäßigen Selektionen an Jüdischen Gefangenen durchgeführt. Arbeitsfähige Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit eingeteilt. Sie vermietete die SS bei einer zugesagten Arbeitsleistung von täglich 11 Stunden zu Stundensätzen von 40 Pfennig bis 6 Reichsmark an deutsche Unternehmen. Nicht-Arbeitsfähige und Kinder wurden direkt nach Ankunft getötet.




© Horst Decker