profilm.de Zeitzeugenberichte Zusammenfassung

Feldpostbriefe von Paul Gränzer, Brandenburg, Kleine Gartenstr. 30 von der Russlandfront nach Hause zur Familie

Insbesondere die Briefe aus der Kriegszeit sind selbst für Personen, die viele handschriftliche Briefe in altertümlichen Schriften lesen, kaum entzifferbar, da sich oft innerhalb der Worte so große Lücken befinden, dass sie wie zwei Worte aussehen, zugleich sehen gleiche Buchstaben überwiegend nicht gleich aus, mitunter grundverschieden, weil neben Eigentümlichkeiten des Verfassers auch noch verschiedene Schriftarten zugleich verwendet wurden.
Worte, die nicht sicher entziffert werden konnten, sind daher kursiv geschrieben, völlig unlesbare Worte durch 3 Punkte ersetzt.




                      Westpreußen d. 14.3.45
Liebe Mutti, Elsa und Horst!
Heute komme ich endlich nach langer Zeit
wieder dazu, Euch ein paar Zeilen zu schreiben.
Mir geht es noch gut, was ich auch von
Euch noch hoffe. Post habe ich noch nicht bekommen.
Es ist schrecklich, wenn man nicht weiß
was zu Hause los ist. Habt ihr denn mein
letzten Brief aus Dirschau erhalten? Angst
braucht ihr um mich nicht zu haben, denn ich
bin bis jetzt überall wieder heraus gekommen
und werde es bestimmt auch weiterhin,
denn zwei mal waren wir schon eingeschlossen
und immer sind wir gut wieder heraus-
gekommen. Den einen ... haben wir
von mittags um 1/2 1 Uhr bis vormittags
um 6 Uhr in unserem ... gesessen,
schon einmal ... .. ... . ... ...
hat uns die ganze Zeit über mit Granatwerfer
und Artillerie beschossen. Und uns allen ist
nichts passiert. Da habe ich ja bei mir
gedacht, daß ist nun unser Hamburg. Zu Hause
könnte ihr uns ... gehen, und habt
wenigstens Eure Ruhe. Habt ihr denn
schon einmal Post bekommen von Paul
Schubert und Günter Lange? Grüßt
sie doch auch bitte von mir. Wo steckt

Gerhard jetzt? Ihr könnt mir ja ruhig
wieder schreiben. Wenn ich die Post eben nicht bekomme,
dann muß es eben auch so gehen. Nach dem
Erlaß des Führers, gibt es ja nun kein Zurück
mehr. Ihr, wir werden schon den Krieg noch
gewinnen. Für heute will ich nun schließen,
wenn ich Zeit habe, schreibe ich gleich wieder,
Seid nun nochmal recht herzlich gegrüßt,
            von Eurem Paul

Viele Grüße auch an Gisela Schubert und
Helga Rumpf
                 
Das sollte nun für lnge Zeit das letzte Lebenszeichen von Paul Gränzer bleiben. Erst am 8. Februar 1946 meldet er sich wieder - aus russischer Kriegsgefangenschaft.

© Horst Decker



     




ausgewählte Bücher zum Thema Gefangenschaft in Russland