Brief von Ehefrau in Werneuchen an Luftwaffenleutnant in Grottkau

Werneuchen, d. 8.X.1944

Mein liebes gutes Spätzchen!
Heute ist nun Sonntag, doch ich mer-
ke nicht viel davon denn ich muß
nähen. Also ich habe noch viel Arbeit.
Gerade habe ich auch das Päckchen für
Dich gepackt aber das Buch was Du da
haben wolltest das finde ich wirklich nicht.
Weißt Du nicht wo es liegt? Ich habe den
ganzen Keller umgewühlt und auch hier
oben alles, ich kann es aber nicht finden.
Was wirst Du nun heute machen? Bei
uns ist ganz schönes Wettter, aber ich fahre
nicht raus. Hartmut hat sich ein biß-
chen erkältet. Heute hat er zu ersten
Mal Brei mit Kirschsaft bekommen.
Ich kann Dir sagen der hat sich vielleicht
dumm angestellt. Ich habe es dann
ein bißchen verdünnt und ins Fläschchen
gemacht. Aber das hat geschmeckt, er hat
richtig geschmatzt. Morgen werde ich

ihn wieder füttern, mit der Zeit wird er
es schon lernen. Heute hat er auch die
ganze Nacht geschlafen. Von abends
um 21 Uhr bis morgens um 1/2 6. Na ja,
es wird ja auch Zeit er wird ja immer
älter. - Das Paket habe ich immer noch
nicht bekommen. - Vielleicht kommt es
morgen. - Ach mein Spatz, ich habe ja
solche Sehnsucht nach Dir. Komm doch
zu Deinem Pummelchen. Jetzt haben wir
ja bald 1 jährigen Hochzeitstag, vielleicht
kommst Du da. Es ist ja auch schon
4 Wochen her. - Sonst geht es uns noch
gut, Dir auch? - Nimm nur für heute
recht viele herzlichen Grüße von
Deinem glücklichen
Pummelchen und Deinem kleinen Sohn.
Viele tausend Küsschen von uns
beiden.

© Horst Decker


     


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