Brief von in Paris stationierter Wehrmachtshelferin an Freund im Fliegerhorst Strausberg

O.U. 19.V.43

Mein geliebtes herzensgutes Spätzchen!
Nun ist alles vorbei. Es ist wie ein Traum, aber
wir haben ja nicht geträumt es ist alles wahr.
Ach mein Spatz, der Urlaub war so schön.
Aber alles hat einmal ein Ende. Ich freue
mich schon auf unseren nächstes Wiedersehen.
Ich kann es garnicht fassen, dass
Du nicht mehr bei mir seien sollst, mein
geliebtes Spätzchen. Es wäre doch unsagbar
schön, wenn der Krieg bald aus wäre. Vielleicht
komme ich auch bald zurück. Ich würde mich
ja so freuen. Das von uns so Erwartete
ist bis jetzt noch nicht eingetroffen. Was
machen wir da, wenn?? Es wäre so schön.
Ach mein Spatz, ich hab Dich ja so lieb, ich
denke immer nur an unseren Urlaub.
Ich bin so traurig mein Spätzchen.
Als wir vom Zoo abgefahren sind, wäre
ich am liebsten aus dem Zug gesprungen.
Bis Stendal hatte ich dann geschlafen, als ich
wach wurde, mußte ich mich erst sammeln.
Ich wußte erst nicht, wo ich war, mein
kleines liebes Spätzchen war nicht mehr
da. Ja, mein Spatz, Du bist doch der aller-
allerbeste, wenn ich Dich nicht hätte.
Ich hab Dich so lieb, was auch kommt,
und ich bin so stolz auch Dich. Spatz,
wenn wir ein kleines Pummelchen
bekommen sollten, es wäre so schön.

Ich wäre die glücklichste Frau der Welt.
Aber wir wollen abwarten mein Spatz.
Bist Du sehr traurig, daß ich wieder
weg bin? Aber ich komme wieder.
Ganz bestimmt mein Spatz, denn
ich hab Dich so sehr lieb. ich freue
mich schon auf die Bilder vom
Urlaub. Dieser Urlaub war der schönste
meines Lebens. Es war eine richtige
Hochzeitsreise. Vielleicht können wir
keine machen, wegen unser Pummel-
chen. Was wirst Du jetzt machen,
mein Spatz? Denkst Du an mich?
Aber ja, mein Spatz denkt an mich.
Wir sind jetzt in Westfalen. Wenn
keine mehr zusteigen, sind wir 4
Mädel im Abteil, da können wir
dann ja schlafen. Vielleicht
träume ich von meinem Spatz.
Für heute mein geliebtes gutes
Spätzchen meine tausend Grüße
und Küsse von Deinem
treuen Dich immer liebenden
Pummelchen.

© Horst Decker


     


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