Brief von in Paris stationierter Wehrmachtshelferin an Freund im Fliegerhorst Strausberg

O.U. 13.III.43

Mein geliebter guter Heinz!
Herzlichen Dank für Deine lieben Briefe
und Zeitungen. Ich bin gerade vom Dienst
gekommen. Ja, heute am Sonnabend, was
hätten wir da gemacht? Ich darf garnicht
daran denken, dann bekomme ich nur
Heimweh. Morgen vormittag habe ich Dienst
und Nachmittag wollen wir voraussichtlich
nach Versailles. Ich freue mich schon.
Augenblicklich habe ich mich über lange
Weile nicht zu beklagen. Ich habe eigent-
lich immer etwas zu tun. Aber ehrlich
gesagt, man wird hier faul. Na das wird
ja anders wenn ich wieder nach Werneu-
chen komme. Du glaubst garnicht, wie
ich mich auf den Urlaub freue. Du
willst mir Aufsatzthemen schicken? Mach
das lieber nicht. Ich möchte mich nicht
blamieren. Ich hab mich sehr gefreut,
das Dein Vortrag gut war. Ehrlich gesagt,
ich hatte es auch garnicht anders erwartet.

Eben habe ich Dir auch ein Päckchen mit
Schokolade zurecht gemacht. Du freust Dich
doch? Es ist wieder ehrlich geteilt. Na, wenn
ich mir das Rauchen angewöhnt habe, dann
bekommst Du immer die ganze Schoko-
lade Heute habe ich von Erni Winkel Post
bekommen. Der Go. ist immer noch da.
Ja mein Spatz, die habens gut. Warum
können wir es nicht auch so haben? Aber
es wird schon werden. Ein ganz kleines
bißchen Hoffnung habe ich ja noch, aber nicht
mehr viel. Ach, mein Spatz, es ist manch-
mal so schwer. Aber sei deshalb nicht gleich
traurig, ich bekomme ja bald Urlaub. Wann
soll ich kommen im April od. Mai??
Es ist sicherer im Mai. Bis dahin werde ich
mir ja noch viel ansehen können. Die
Mädel in Strausberg haben Dich wohl sehr
gern? Ja Heinz, Dich muß man ja auch
gerne haben. Ich hatte Dich ja auch lieb,
von Anfang an, nur ich wollte es Dir nicht
merken lassen, Du weißt ja warum.
Ich bin so glücklich Heinz, das alles so

gekommen ist. Und es wird alles noch viel
viel schöner. Ich freue mich schon auf
Deine Bilder. Heute ist ja nun Dein Dienst
zu Ende. Bist Du gleich nach Hause gefahren?
Ja Heinz, Muttichens ganze Liebe bekommst
Du wohl jetzt. Aber wenn ich komme, dann
wird wieder geteilt. Ach Heinz Du glaubst
ja garnicht wie ich mich freue. Es sind bis
zum 7. Mai noch 8 Wochen. Stell Dir mal vor
1/4 Jahr haben wir uns dann nicht gesehen.
Hoffentlich vergeht die Zeit recht schnell.
Bei Deinem vielen Dienst bestimmt. Aber
bei uns bestimmt nicht. Die Engländer
gehen auf unseren Nerven spazieren.-
Heute mußten wir zur Bestrahlung. Frl.
Herold und ich. Wir haben uns natürlich
verlaufen. Das Revier ist im nächsten Ort.
Denke mal an, eine Stunde sind wir rum-
geirrt, dann endlich, als wir es gefunden
hatten war kein Strom da und wir
mußten wieder abziehen. Ach Du, hier ist
schon was los. Eigentlich ist es ganz schön,
dass ich mal von zu Hause weg bin. Man

wird hier wirklich selbstständig. Wenn nur
der Fliegeralarm nicht wäre. Aber dafür ist
ja Krieg. Ja mein Spatz wenn Frieden ist
möchte ich schon wieder mal nach Paris, dann
muß es herrlich sein. Ich würde Dir dann
zeigen wo wir gewohnt haben. Aber erst, was
die Hauptsache ist, müssen wir eine schöne
gemütliche Wohnung haben. Es wird
ja alles so schön. Ach, da habe ich garnicht
daran gedacht, wenn wir natürlich so ein
kleines süßes Pummelchen haben, dann
wird natürlich aus der Reise nach Paris nichts.
Nächste Woche, am 23. kommt Frl. Schwarz
vom Urlaub zurück. Wenn sie in Berlin noch
Zeit hat will sie mal nach Werneuchen fahren
und zu uns mit rein gehen. Du kannst ja
Muttichen mal Bescheid sagen, im Falle eines
Falles wenn sie es vergessen sollte. Nun haben
die Mädels noch eine Bitte an Dich. Du möchtest
doch mal Frl. Pursche anrufen und sagen, dass
sie sofort die Einlieferungscheine nach hier
schicken soll. Die Sachen von den Mädels sind
bis jetzt zu Hause noch nicht angekommen. Nun
für heute tausend herzliche Küsse und Grüße.
Dein treues Pummelchen.

© Horst Decker


   


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