Aufsatz von Hermann Klein, Bergisch Gladbach,
17. Oktober 1944 - Abschrift


Was sich die Leute im Augenblick erzählen

Im Augenblick erzählen die Leute Ver-
schiedenes. Einer weiß mehr als der
Andere. Meistens erzählen sie vom Krieg.
Wenn einer etwas hört, erzählt er es
weiter. So kommen auch die Gerüchte
zustande. Z.B: Morgens erzählt
jemand einer Frau bei ihm sei
ein Splitter durchs Dach geschlagen,
nachher ists eine Brandbombe, ein
Flakblindgänger und am Abend sogar
eine Bombe. Da haben sie Läuten
gehört und wissen nicht, wo die Glocken
hängen. Manche Leute wissen sogar,
daß in einigen Tagen geräumt werden
muß. Andere sagen, der Engländer
sei gut mit den Leuten in dem von ihm
besetzten Grenzraum. Doch daß dieses
falsch ist, wird ein jeder wissen. Denn,
daß der Engländer und der Amerikaner
die deutsche Bevölkerung vernichten
will, sehen wir an den Terrorangriffen
auf die wehrlosen Frauen und Kinder.
Andere sagen, der Feind würde nicht durch
den Westwall kommen. Dieser Meinung
bin ich auch, denn daß der Feind vor den
Befestigungen zusammenbricht, ist klar.
Hermann Klein

© Horst Decker