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Brief des Soldaten P. Taprogge von der Ostfront, wahrscheinlich hat er Russland bereits in Richtung Westen verlassen

                     Osten, 7.10.42

          Meine Lieben!
      heute muß ich mir mal wieder die Zeit
nehmen, um etwas von mir hören zu lassen.
Es fällt hier tatsächlich schwer, sich dafür einige
Zeit frei zu machen. Aber es hört schon wieder
auf, wenn wir uns mal ausgetobt haben.
Das dauert auch garnicht mehr lange, dann ist
das Geld alle, und damit hört alles auf. Es
ist nur schade, daß wir uns diesmal nicht
so viel haben sparen können in Rußland. Es
gibt hier doch noch Sachen, die bei uns
schon lange eine Seltenheit sind. An Getränken
gibt es hier doch noch etwas für den Papa. Ich
will mal sehen, ob ich ihm nicht auch eine
davon mitbringen kann, wenn ich demnächst
im Urlaub komme. Einige Zeit dauert das noch,
aber gehen sollen wir alle. Doch für den Kaffee
kann ich auch hier nichts tun, liebe Mama, für
das Geld bekommt ihr ihn auch bei Euch. In den
letzten Tagen haben wir jede freie Stunde aus=
genützt, sobald es die Zeit erlaubte, ist alles
was Beine hatte verschwunden. Der Dienst ist
augenblicklich wenig streng. Schön ist auch, daß
wir hier keine Wache stehen brauchen. Das war
ja auch immer eine bittere Pille für mich.
Viel Arbeit haben wir nur mit den Kranken,
denn unser Revier ist bis auf den letzten
Platz gefüllt. Die Luftveränderung bekommt
ihnen wohl allen nicht. Mir bekommt sie
jedenfalls gut. Nur das Laufen ist immer

noch zu regelmäßig. Doch ich denke, daß kommt
vom vielen Obstessen. Ich esse jeden Tag ein Kilo
Äpfel und 18 Trauben. Das muß ja auch wieder
heraus. Vorhin hab ich noch Schulten auch geschrieben,
hoffentlich kann mir Helmut mal einige Zi=
garetten schicken, denn die sind hier sehr rar.
Das ist auch das einzigste. Sogar essen kann
man bald noch in jedem Lokal ohne Marken.
Und das tu ich auch jeden abend, zwei Port=
tionen, denn Hunger hab ich immer fürchter=
lich. Mit Fliegern haben wir wenig Last, bis
jetzt war zwei mal Alarm, einmal in der
Nacht und einmal am Tag. Doch nach einer
Stunde war es jedesmal vorbei. Ich hab es
mir schlimmer vorgestellt. Wir haben ja alle
geglaubt, daß wir die halbe Zeit im Keller
verbringen müßten. Von Euch hab ich bisher noch nichts
wieder gehört. Die beiden Kilopäckchen hab ich
ja nun beide erhalten. Was macht Onkel Aloys
geht es ihm wieder besser? Ich hab ihm auch
einen Brief geschrieben. Von August auch noch
nichts neues wieder. Der stampft ja nur in
meinen Fußstapfen herum. Hoffentlich wird es
im Winter nicht so kalt, dann hält auch er es gut
aus. Nun will ich schließen, seid alle vielmals
              herzlich gegrüßt von
                  Eurem
                      Paul.
       Ist der Film immer noch nicht
           angekommen?


© Horst Decker


     


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