profilm.de Zeitzeugenberichte Zusammenfassung

Brief eines Luftwaffensoldaten an ein ihm unbekanntes
berliner Fräulein


                7. Mai 1943

Liebe Klärli
        Dein Brief vom 7. IV. war fast einen
Monat unterwegs, kein Wunder, wenn
er seinen Weg über Rußland genommen
hat. Somit habe ich nun auch diese
drei Fotos erhalten und ich möchte Dir
hiermit meinen herzlichsten Dank sa-
gen. Du hast recht, ich bin sehr, sehr
schreibfaul gewesen. Werde versuchen
mich zu bessern. Ich habe nun einmal
das große Glück im schönen Frühling
in Deutschland zu sein, noch dazu in
dieser herrlichen Gegegend. Zu verdanken
habe ich das einer kleinen hartnäckigen
Hautentzündung, die mit Heilung
etwas Zeit in Anspruch nimmt. Viermal
kann ich in der Woche bis 18.00 Uhr aus-
gehen und am Sonntag bis 20.00 Uhr. Das
ist für einen jungen Mann im Früh-

ling gerade nicht viel, genügt aber. Dazu
stehen uns die Kinos in der Woche kosten-
los zur Verfügung. Von dem damaligen
Angriff auf Berlin habe ich gehört und
ich hoffe, daß auch weiterhin das Glück
auf Deiner Seite ist und nicht eine Bombe
Schaden in Eurer Wohnung anrichtet. Zu-
letzt war ich bei Luga (vor Leningrad) und
Du wirst erstaunt sein, wenn ich Dir sage,
daß dort auch der Farbfilm: "Die golde-
ne Stadt' gegeben wurde. Ich war leider
schon auf meiner Lazarettreise. So war ich
einige Tage in Pleskau, auch in Riga, in
Ostpreußen usw. Im Rigaer Opernhaus habe
ich das Balett "Esmeralda' nach einem
Roman von Viktor Hugo (Franzose) gesehen.
Hast Du schon Deinen Urlaubsplan für dieses
Jahr entworfen? Von Fliegeralarm sind wir
hier Gott sei Dank noch verschont geblieben.
Nun wieder Schluß und viele Grüße

                      Dein
                           Ulli


Mit diesem Brief endet der vorhandene Briefwechsel.

   


© Horst Decker