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Brief eines Luftwaffensoldaten an ein ihm
unbekanntes berliner Fräulein

                      27. Juli 1942
Liebe Klärli!
    Deine Urlaubsgrüße aus Bad Schandau
haben mich erreicht, vielen Dank. Ich glaube
auch, daß die Gegend schön ist. Ehrlich gesagt,
ich habe bald vom Ausland mehr gesehen, wie
von Deutschland. Im Urlaub ist man froh, wenn
man mal zu Hause sein kann. Ich habe mir
aber vorgenommen, nach dem Kriege alles das nach-
zuholen, was ich jetzt versäume. Nach meiner Ent-
lassung aus der Wehrmacht kann ich ja tun und
lassen was ich will, was ich bis jetzt noch nicht
konnte. Du hast mir Deine Schönauer Anschrift
auf die Ansichtskarte geschrieben, ich schicke diesen
Brief lieber nach Berlin. Die Karte war 10 Tage
unterwegs, wenn dieser Brief nach weiteren 10
Tagen in Bad Sch. wäre, bist Du wohl wieder in
Berlin. Das Wetter ist nicht gut in Deutschland,
hier auch nicht. Vielleicht wird der Herbst noch
schön, außerdem wird uns in diesem Jahr der
Abschied vom Sommer nicht so schwer fallen. Jeden-
falls bringt ein in einer anderen Gegend und unter
fremden Menschen verbrachter Urlaub immer eine nette
Abwechselung, körperlich u. seelische Ausspannung.
Und das Dir diese Tage viel Freude gebracht haben,
das wünsche ich Dir. In Friedenszeiten bietet ja
ein Urlaub bedeutend mehr, heute sind wir

aber doch schon so anspruchslos, sodaß wir auch mit
wenig zufrieden sind. Rußland gibt uns nun
den letzten Schliff fürs Leben, da kann uns spä-
ter nichts erschüttern.
   Zum Schluß alles Gute und herzliche Grüße
          Ulli


     


© Horst Decker