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Brief von der slowakisch-ungarischen Grenze bei Sered an Ehefrau in Frankfurt/Main, 6. November 1944

Die Truppe, der Dr. Schneider angehört, hat sich wegen den anrückenden englischen Truppen aus der französischen Somme-Region zurückgezogen und ist nun in der Grenzregion Slowakei-Ungarn stationiert.
Die Situation scheint sich zuzuspitzen und Dr. Schneider schickt ein Paket mit persönlichen Dingen nach Hause, - wie er sagt, weil er diese nicht mehr benötigt und sie ihn bei Stellungswechseln belasten. Die Verlegung der Einheit, in der Dr. Schneider dient, nach Ungarn steht unmittelbar bevor.


O.U. d. 6. XI.44

Meine liebe, gute Frau!
Heute habe ich mal meine Sachen durchgeräumt
und dabei so allerhand überflüssige Dinge aufgestöbert,
die ich jetzt beim Einsatz wenig gebrauchen
kann.
Zum Wegwerfen ist das aber alles zu schade, drum
meinte ich, daß ich das schon Dir zu schicken
lohnt. Das eine oder andere wird schon einen Abneh-
-mer finden.
Die Brieftasche dachte ich einem unserer Väter zu vererben.
Welcher von beiden die notwendiger braucht, weiß ich
nicht. Im übrigen wirst Du schon für alles eine Ver-
-wendungsart finden.
Unser Aufbruch kommt mir garnicht recht gelegen,
wollte ich doch so allerhand Einkäufe für Euch
erledigen. Wer weiß, wie es damit in Ungarn steht.
Frauchen, laß Dich ganz schnell noch mal zwischen den
Briefen bei dieser Gelegenheit umfassen, laß Dich
drücken und liebkosen und Dir eine Unzahl von
Küssen aufdrücken.
          Dein Wolf

© Horst Decker





     




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