profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Gefangenenlager Pouxeux bei Epinal/Frankreich,
geschrieben am 23.12.1946 an Ehefrau in Frankfurt/Main

Ihr Lieben! 23.12. Am 20.12. habe ich nach langer Zeit
gewaltig viele Briefe erhalten und zwar zwei von Mutsch die vom
24.11., 1.u.5.12., sowie von Vater die vom 24.11. u. 3.12., die mir von
Euren Weihnachtsvorbereitungen berichten, sowie den täglichen
Ereignissen. Wir stehen nun vor den Feiertagen in Erwartung
der Überaschungen. Solltet Ihr etwas schicken wollen, dann
bitte derart, daß nichts von dem Kostbaren verdirbt, u.
auf keinen Fall etwas vom Mund absparen. Meine Beschäft.
ist Licht legen usw., bekomme daher etwas bessere Verpflegung,
sonst ist es hier nicht gerade fürstlich. Doch immerhin
besser als den ganzen Tag Minen gesucht und mit
einem Fuße im Grabe, zwar war es nebenher nicht
schlecht, doch so ist es besser. Wie Ihr ja wißt wurden
wir z.Zt. vom Ami wie das Vieh verhandelt und so nahm
man keine Notiz auf die Dienstgrade. Es ging so lange
gut, bis Genf nun endlich Krach schlug und eine
Wendung eintrat. Da die Entlassungsfrage sehr brennend
geworden ist, bleiben wir sicherlich hier und kommen
dann in die Heimat. Obgleich die Behandlung gut ist,
ist keiner gewillt noch einen Finger für Frankr. krumm
zu machen, denn es gab im Frühling 46 viele Verhungerte.
Unterkunft ist gefangenen-mäßig, aber Bekleidung! Macht
Euch keine Sorge, auch das hat ein Ende, aber wehe, wenn es
sich ändert! Herzliche Grüsse und Küsse Euer Kurt u. Papi!

© Horst Decker


   


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