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Brief aus dem französischen Gefangenenlager Thorée Les Pins (Sarthe) Frankreich (an der Loir zwischen La Fléche und Le Lude, ca. 200km südwestlich von Paris),
geschrieben am 14.06. 1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main



14.6. Meine Lieben ! Zum Wochenende sind folgende lb. Briefe
die heute eintrafen, zu beantworten: Mutsch vom 30.5. u.
Vaters vom 1.6. . Wie die Aufstellung besagt, sind sämtliche
Briefe pünktlich eingetroffen, und sind sich auch schon
bestätigt, ebenso die Päckchen. Ich habe mich sehr
gefreut, daß Ihr die Feiertage gut verbracht habt, bis
auf die Bahnfahrten, ja man lebt nicht mehr in
geordneten Verhältnissen. - Radio werde ich mir dem-
nächst einen Detektor bauen, allerdings fehlt es
mir an einem Kopfhörer, könnt Ihr einen schicken?
In Ffm kann man schon wieder tanzen, ich hin-
gegen sitze hinter Stacheldraht, auch ein Vergnügen.
Hoffnung habe ich auf eine Entlassung, denn
im Lager gehen die Entlassungen planmäßig weiter. -
Mein Volkerlein wächst und macht Freude,
'ganz der Papa', es ist doch eine gute Rasse!!!
Ich glaube kaum, daß Volker TB-verdächtig ist,
denn so etwas gibt es ja nicht in unserer Familie.
Seit einigen Tagen herrscht hier schlechtes Wetter,
ständig Regen, doch es macht mir wenig aus,
ich bin den ganzen Tag im Gebäude, wenn
man arbeitet, wird man von selbst warm.
Neues hat sich weiter nicht ereignet. Herzliche
Grüsse und lb. Küsse Euer Kurt u. Papi!

© Horst Decker


   


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