profilm.de Zeitzeugenberichte Zusammenfassung

Kurt Schellhammer im 2. Weltkrieg Hans Schellhammer als Unteroffizier im 2. WeltkriegHans Schellhammer als Gefreiter im 2. Weltkrieg
Kurt Schellhammer als Oberfähnrich der Infanterie 1941
(das Bild ist wie im Original seitenverkehrt)
Hans Schellhammer als
Unteroffizier der Wehrmacht
(November 1941)
rechts: Hans Schellhammer
als Besatzungssoldat in Straßburg
(Februar 1941 - noch Gefreiter)

Brief an Kurt Schellhammer von seinem Bruder Kurt, 10. Juli 1940

                      10.VII.1940

Lieber Kurt!

      Hab herzlichen Dank für Deinen schönen und lange
erwarteten Brief, sowie für Deine Glückwünsche, die
wenn auch einen Tag später doch noch von Herz zu
Herzen gingen. Heute bekam ich auch alle anderen
Glückwünsche. Doch das ist ja im Kriege nicht so
wichtig, die Hauptsache ist, alle haben an mich
gedacht und das hat mich sehr erfreut. Selbst
Vater hat mir einen großen Brief geschrieben,
der zweite ist es schon, und alle sind sie natürlich
jetzt in Sorge um ihre drei Soldaten.
      Ja liebes Bruderherz, ich habe mich mit Dir
recht gefreut über Deine Einberufung, Kann ich
doch so recht nachfühlen, was es für einen Soldaten
ist, wenn er nicht dabei sein soll bei diesem
großen Siegeszug. Freilich kann ich auch Deine
jetzige Unzufriedenheit verstehen. Doch da muß
ich Dir sagen, in dieser Beziehung mußt Du
vielleicht noch etwas mehr Geduld üben, denn

auch wir (wenn nicht alle) sind ja schon ein ganzes
Jahr beinahe unzufrieden über unsere Tätigkeit.
Doch wären wir nicht da gewesen, dann müßte ein
anderer unseren Platz vertreten. Daß wir nun doch
wenigstens noch nach Frankreich gekommen sind, wenn
auch am Tage des Waffenstillstandes und weit weg
vom Schuß, hat uns etwas versöhnt. Ich habe nämlich
in diesen 14 Tagen noch allerhand gesehen und
erlebt von den Schrecken des großen Krieges.
Zuerst kamen Tag und Nacht Gefangene aller
Rassen an unserem Lager vorbei. Zerschlagen,
verbissen, ausgehungert, zu Fuß, zu Pferd und
auf Wagen gehäuft, ein richtiger Jammerzug.
Dann habe ich mit einem Auto schon einige
Gegenden in denen der Kampf besonders hart
war gesehen. Da, wo deutsche Kanonen gesprochen,
haben sie es gründlich gemacht.
      Auch gestern an meinem 28. Geburtstag machte ich einen
Abendspaziergang durch die Weinhänge der schönen
Vogesen und besuchte einige einsame Soldaten-
gräber unserer grauen Kameraden. Dort dankte
ich meinem Herrgott für die Gnade, daß er unser

Vaterland vor diesen Schrecken bewahrte, welche über
Frankreich hereingebrochen sind, Dankte ihm, daß
wir alle noch am Leben sind und bat ihn um einen
baldigen Frieden. Es war mein erstes Gebet seit
langen Wochen wieder. Aber hier draußen vor der
Größe dieser ruhenden Helden, da kommt
einem unser Herrgott wieder ganz nahe.
      Was aus uns wird, das zeigt sich in den nächsten
Tagen. Wir haben hier verschiedene Beuteparks
für Pioniere angelegt und haben nun unsere
Aufgabe erfüllt. Eine Kompanie kommt nun
ganz nach Südfrankreich und wir sollen in die
Tschechei oder Polen. Jedenfalls kommen dann
unsere 'Alten' nach Hause, was wir ihnen auch
von Herzen wünschen wollen, und wir Junge werden
neu zusammengestellt. Vielleicht könnte es dann
sein, daß wir doch noch bei der Endschlacht gegen
England dabei sein dürfen.
      Nun, wenn Du auch nach dem Osten kämst
und ebenso ich, dann könnte es das Schicksal
wenigstens einerseits gut mit uns meinen, daß
wir einander in der Nähe wären.

Vielleicht gingen wir dann zusammen, ich meine
in einer Armee wenigstens, gegen England!
      Aber unser Fritz, na und der hat mitgemacht
und erlebt. Zwar hab ich noch keine Post von
ihm, aber wie Mutter heute schreibt, ist er schon
in Paris gewesen und liegt noch ganz in der
Nähe. Eugen Gassler liegt auch in Paris.
Wenn Du in Stuttgart längere Zeit bist, kannst
ja ganz gut nach Böblingen fahren und einen
Besuch machen. Anbei schicke ich Dir Deine
Bildchen, die schon lange bereitliegen. Wußte
ja nie, wo Du steckst während des Kampfes
am Oberrhein.
      Nun behüt Dich Gott, bleib gesund und
frohen Mutes und nehme alles wie es das
Schicksal jetzt bringt. Im Glauben an einen
baldigen Sieg und an unser gesundes
Wiedersehen grüßt Dich herzlichst

                Dein Kamerad u. Bruder Hans

 
 
Frankreich nach dem deutschen Einmarsch, an den Straßenrändern gefallene französische Soldaten und tote Pferde.
(aus dem Fotoalbum eines Wehrmachtssoldaten)



© Horst Decker


     


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