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Brief an Kurt Schellhammer von seiner Mutter
und seinem Bruder Hans, 5. Juli 1940

                      Pforzheim, 5.7.40

Mein lieber Kurt!
Deine lb. Zeilen soeben erhalten, beeile ich
mich ehe ich zur Stadt gehe, deine Frage
zu beantworten, Deine Kisten aus Freudenst.
u. Stuttgt. ebenfalls eingetroffen.
Ich Ich war am Sonntag u. Montag in Durlach, Tante
lag 6 Wochen an Venentz. Humpelt jetzt noch
u. sieht nicht gut aus, doch geht es ihr ordentlich.
Marta kam für 14 Tage aus Lubg um sie
zu entlasten, da Luisel auf 8 Tage nach
O. wollte. Viele Grüße v. allen.
Als ich heimkam war dein Bf. aus Stgt.
sowie einer vom Fritz da. Am anderen
Morgen kam vom Hans ein Bf., der in
den Vogesen ist. Hat noch alte No 18687.
Fritz ist von Flandern nach Paris marschiert
wo er in einem Vorort liegt. Hatte Fußleiden
das aber besser zu sein scheint. Er schreibt soeben

schickte 2 Tafeln Schokol. u. eine Karte aus
Paris. Sie hätten mit dem Auto alles besichigen
dürfen in Paris. Es geht ihm gut, er kann
alles billig kaufen.
Fritz No 09891 B
Und nun kurz von uns, daß es uns
ges. ordentlich geht; mit der andern
Sache wird es wohl auch bald besser; ich
war auf der Bank und habe guten Rat
geholt, wie machen, daß sich alles regeln
läßt ohne großen Apparat in Bewegung zu
setzten, hoffentlich klappts bald.
Wünsche Dir von Herzen, daß dein Wunsch
in Erfüllung geht, doch habe Geduld u. werde
nicht nervös, es geht doch nach dem Willen
Gottes auch du wirst an den rechten Platz
kommen.

Damit du rasch den Bf. erhältst, will ich
schließen.
Alles Gute für dich u. herzinnige Grüße u.
                     Küsse
              von
              Deiner Mutter
Habe gestern bei Frau Meister nach
deinen Sachen angefragt, da
noch nichts gekommen, um erl.
... zu können.

(Anmerkung: Der Brief ging an die Mutter mit dem Stempel 'zurück an Absender, Adressat abgerückt' zurück und wurde offenbar in einem weiteren Couver erneut verschickt. Jedoch nutzte Kurts Bruder Hans die Gelegenheit, noch eine Nachricht auf die Rückseite des alten Couverts zu schreiben.)

Lieber Kurt! Dieser Brief kam etwas zu spät
nach Stuttgart. Heute hat ich nun von Mutter Deine Adr.
erfahren und will ihn Dir gleich nachsenden. Schade, daß ich
verg. Woche noch nicht wußte, daß Du in Stgt. bist, sonst hätten
wir uns dort treffen können. Doch vielleicht gibt sich in den
nächsten Tagen mal wieder Gelegenheit nach dort zu kommen, da
ich z.Zt. einen Fahrer vertrete. Laß bitte bald mal etwas hören
wie es Dir geht und was Du treibst in der schönen alten Stadt.
Wünsche Dir alles Gute, auf Wiedersehen mit herzlichem
              Gruß Dein Hans.




© Horst Decker


     


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